Anfang des ersten Quartals 2021 betrug die Einwohnerzahl Lettlands etwa 2 Millionen (1 893 200) Einwohner, wovon etwa die Hälfte bzw. 1 Million (934 600 – im Jahr 2021) einer Beschäftigung nachgingen. Anfang 2021 waren 1 187 891 bzw. 62,7 % aller Einwohner Letten, 463 587 bzw. 24,5 % Russen, die restlichen 12,8 % der Einwohner gehörten anderen ethnischen Gruppen an. Die wirtschaftliche Aktivität konzentriert sich überwiegend auf Riga und die Region um Riga. Hier lebt rund die Hälfte (55 %) der Einwohner des Landes. Ein großer Teil der Einwohner umliegender Landkreise arbeitet ebenfalls in Riga.
Mit der rasanten weltweiten Ausbreitung von Covid-19 und der Schrumpfung der Wirtschaftstätigkeit kam es in der ersten Hälfte des Jahres 2020 zu Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt: Die Beschäftigungsquote sank und die Arbeitslosigkeit stieg. Die Arbeitsmarktindikatoren stabilisierten sich in der zweiten Jahreshälfte 2020, als sich die allgemeine Wirtschaftslage verbesserte, verschlechterten sich aber wieder mit der Ausrufung des Ausnahmezustands im November 2020 und dem damit verbundenen Maßnahmenpaket zur Eindämmung des Virus. Zu Beginn des Jahres 2021 stieg die Zahl der registrierten Arbeitslosen weiter an (auf 8,2 %), doch im März 2021 setzte eine deutliche Verbesserung der Arbeitsmarktsituation ein: Die Zahl der Arbeitslosen sank um 13 % gegenüber der Situation vor der Covid-19-Pandemie (und erreichte im September einen Tiefstand von 6,0 %). Mit der erneuten Verhängung des Ausnahmezustands am 9. November 2021 zur Eindämmung des Covid-19 stieg die Zahl der registrierten Arbeitslosen jedoch allmählich an. Die Arbeitslosigkeit wird also sowohl von allgemeinen saisonalen Faktoren als auch von den Maßnahmen zur Eindämmung des Virus beeinflusst, aber insgesamt ist eine langfristige Verbesserung der Arbeitsmarktlage und eine steigende Nachfrage nach Arbeitskräften in vielen Wirtschaftszweigen festzustellen. Ebenso tragen verschiedene Unterstützungsmaßnahmen für Arbeitgeber und aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zu einem günstigen Umfeld für die Arbeitsmarktentwicklung bei.[1]
Die wirtschaftliche Aktivität in Lettland unterscheidet sich weiterhin deutlich von Region zu Region. Die bedeutendste Arbeitsplatzdichte konzentriert sich auf Riga und die angrenzenden Landkreise, während in den anderen Regionen deutlich weniger Arbeitsplätze angeboten werden. Ende März 2022 war die Arbeitslosenquote in Riga (4,6 %) und der Region Riga (4,7 %) am niedrigsten, in Latgale war diese hingegen am höchsten (14,8 %). In der Region Vidzeme beträgt die registrierte Arbeitslosenquote 7,6 %, in Zemgale – 6,8 % und in Kurzeme – 7,5 %.
Nach Angaben des Zentralamts für Statistik (ZAS) betrug die Zahl der Erwerbstätigen laut einer Umfrage im Jahr 2021 in Lettland 864 000 bzw. 62,5 % der Einwohner im Alter von 15 bis 74 Jahren. Im Laufe des Jahres sind die Beschäftigungsquote um 1,7 Prozentpunkte und die Anzahl der Beschäftigten um 29 000 zurückgegangen.
Bei der Auswertung der Angaben der Arbeitgeber zum erforderlichen Bildungsniveau der Arbeitnehmer waren die am häufigsten geforderten Qualifikationen für neu geschaffene Arbeitsplätze im Jahr 2021 die berufliche/berufsbildende Sekundarbildung (35 %), gefolgt von der höheren Berufsbildung (mit Qualifikationen) (21 %) und der allgemeinen Sekundarbildung (20 % aller neuen Arbeitsplätze).[2]
Auf dem Arbeitsmarkt werden flexible und kompetente Arbeitskräfte gesucht, die bereit sind, vielseitig eingesetzt zu werden und die neben dem erforderlichen beruflichen Fachwissen auch über eine der Grundfertigkeiten wie z. B. Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Die Kommunikationskompetenz und Kenntnisse der Amtssprache werden am häufigsten unter den zusätzlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten erwähnt, welche neben den spezifischen Kenntnissen/Fertigkeiten für die Besetzung einer Stelle erforderlich sind. Die Planungs- und Zeitmanagementfertigkeiten stehen an vierter Stelle der am meisten gefragten zusätzlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Computer- und Englischkenntnisse, Organisations- und Führungsfähigkeiten sowie eine Fahrerlaubnis sind ungefähr für die Hälfte der verfügbaren Arbeitsstellen erforderlich oder zumindest erwünscht. Im Laufe des Jahres wurden die Anforderungen an Kenntnisse verschiedener Sprachen reduziert. Eine Ausnahme stellt die englische Sprache dar, die inzwischen am meisten geschätzt wird. Computerkenntnisse und eine Fahrerlaubnis haben ebenfalls an Bedeutung gewonnen.[3]
Sowohl mittel- als auch langfristig wird vor allem die Nachfrage nach hochqualifizierten Fachkräften steigen. Am schnellsten wird die Nachfrage nach Berufen mit einer niedrigen Qualifikation sinken. Das betrifft alle Branchen. Angesichts der demografischen Entwicklung kann das Angebot an Arbeitskräften mit einer entsprechenden Qualifikation zukünftig wesentlich zurückgehen, wodurch die Bedeutung der mittleren beruflichen Bildung zunimmt. Bei der jetzigen Struktur des Angebots der höheren Bildung ist der größte Mangel an Arbeitskräften im Bereich der höheren Bildung bei Fachkräften in den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und IKT (STEM) zu erwarten. Der Arbeitskräftemangel in den entsprechenden Fachbereichen könnte bis 2027 die Grenze von 14 000 in erster Linie in solchen Bereichen wie Architektur und Bauwesen, Computerwesen, Physik- und Ingenieurwissenschaften überschreiten. Angesichts der Alterung der Bevölkerung und der steigenden Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen sowohl auf dem inländischen Markt als auch ausländischen Märkten ist weiterhin ein ebenfalls deutlicher Mangel an Fachkräften in den Bereichen Gesundheitswesen und Sozialpflege zu erwarten.[4]
Immer mehr Unternehmen klagen über Arbeitskräftemangel. Gefragt sind vor allem Berufe, die lange Zeit nicht besetzt werden können: LKW-Fahrer, Hilfsarbeiter, Betonierer, Bauarbeiter und Maurer.
Den statistischen Daten zufolge waren im ersten Quartal 2022 die meisten Stellen (58 %) in Berufen der mittleren Qualifikationsgruppe (LKW-Fahrer, Betonierer, Verkäufer im Einzelhandel, Baufachmann, Innenbauarbeiter, Zugmaschinenfahrer, Maurer) ausgeschrieben, gefolgt von gering qualifizierten Berufen (29 %) (Hilfsarbeiter, Bauarbeiter, Hilfsarbeiter im Torfabbau, Saisonarbeiter in der Landwirtschaft, Hallenarbeiter, Reinigungskraft, Hilfsarbeiter im Straßenbau). Auf hochqualifizierte Berufe entfallen 13 % aller gemeldeten offenen Stellen (Programmierer, Krankenschwester/Krankenpfleger, Kunden-/Verkaufsberater, Verkaufsspezialist, Vorschullehrer, Projektmanager, Applikationsentwickler).
[1] Prognose der registrierten Arbeitslosigkeit für 2022“
[2] Bericht „Kurzfristige Prognose für den Arbeitsmarkt für das Jahr 2021: Befragung der Arbeitgeber“.
[3] Bericht „Kurzfristige Prognose für den Arbeitsmarkt für das Jahr 2021: Befragung der Arbeitgeber“
[4] Informationsbericht des Wirtschaftsministeriums der Republik Lettland zu den mittel- und langfristigen Arbeitsmarktperspektiven („Par darba tirgus vidēja un ilgtermiņa prognozēm“), 2020.
Um Arbeitnehmern, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, und Arbeitgebern, deren Unternehmen von der Covid-19-Pandemie betroffen sind, schnell zu helfen, wurden 2020 eine Reihe zusätzlicher Unterstützungsmechanismen eingeführt und bestehende Maßnahmen zur Beschäftigungsförderung verlängert, darunter Lohnkostenzuschüsse, von denen einige in abgewandelter Form auch 2021 fortgesetzt wurden. Die Anpassung der Unterstützungsmaßnahmen an die sich ändernden Bedürfnisse der bei der Staatlichen Beschäftigungsagentur und ihren Kooperationspartnern gemeldeten Arbeitslosen wurde ebenfalls fortgesetzt. Andere Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die von der Staatlichen Beschäftigungsagentur durchgeführt werden, wurden 2021 ebenfalls verbessert und an die Veränderungen in der Wirtschaft angepasst, wobei auch Arbeitslosen geholfen wird, Hindernisse für die Teilnahme am Arbeitsmarkt zu überwinden und Arbeitgeber, die zusätzliche Arbeitskräfte benötigen, unterstützt werden. Im Jahr 2022 wird der Schwerpunkt weiterhin auf Umschulung und Qualifizierung, einschließlich des Zugangs zu Ausbildungsprogrammen, die über offene Online-Kursplattformen angeboten werden, sowie auf der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt liegen.[1] Am Ende des ersten Quartals 2022 lag das Gehalt bei 11 185 der bei der Staatlichen Beschäftigungsagentur gemeldeten offenen Stellen bei 1 143 EUR, was auf die Bereitschaft zur Beschäftigung von Drittstaatsangehörigen hinweist. Dies entspricht 34 % der Gesamtzahl der freien Stellen. Auf regionaler Ebene befinden sich 85 % dieser Arbeitsplätze in der Region Riga. Die Region Riga hat auch den höchsten Anteil an der Gesamtzahl der offenen Stellen in den Regionen - 41 %.
Nach Angaben des Zentralamtes für Statistik waren im Jahr 2021 in Lettland im Schnitt 24 400 Arbeitsplätze verfügbar. Im Vergleich zu 2020 ist diese Zahl um 4 900 bzw. 25 % gestiegen. Die größten Zuwächse wurden in den Sektoren Verwaltung und unterstützende Dienstleistungen, Informations- und Kommunikationsdienstleistungen sowie Handel und Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen verzeichnet. Die größten Stellenverluste gab es in den Bereichen Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei sowie sonstige Dienstleistungen.
Stellenbewerber mit hohen Qualifikationen, IKT-Kenntnissen und Kenntnissen mehrerer Fremdsprachen (insbesondere der nordischen Sprachen) haben immer noch gute Chancen, in Lettland einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.
Nach Angaben der staatlichen Beschäftigungsagentur entfielen die meisten gemeldeten offenen Stellen zum Ende des ersten Quartals 2022 auf den Bau-/Immobiliensektor – 32 %, das verarbeitende Gewerbe – 17 %, Verkehr/Logistik – 11 % und das Gaststättengewerbe/Lebensmittelindustrie – 6 %.
[1] Prognose der registrierten Arbeitslosigkeit für 2022“
Die meisten Arbeitgeber geben an, dass sie Fachkräfte mit Hochschulbildung, sozialen Kompetenzen (Kommunikation, Präsentation, Verhandlung usw.), Computerkenntnissen (sowohl allgemein als auch spezifisch), guten Lettischkenntnissen und Fremdsprachenkenntnissen benötigen.
Gesamtzahl der bei der staatlichen Beschäftigungsagentur gemeldeten Arbeitslosen am Ende des ersten Quartals 2022 der größte Anteil der Arbeitslosen entfiel auf Personen mit Berufsausbildung –34 % der Gesamtzahl der registrierten Arbeitslosen Arbeitslose mit allgemeinem Sekundarschulabschluss - 26 % mit Hochschulbildung - 21 % mit Grundschulbildung - 16 %, mit weniger als Grundschulbildung- 2 %. Zahl der registrierten Arbeitslosen nach Berufsgruppen und letzter Beschäftigung am Ende des ersten Quartals 2022 in Berufen mit mittlerem Qualifikation - 48 %, in Berufen mit hoher Qualifikation - 28 % und in Berufen mit geringer Qualifikation - 23 %.
Einer Analyse der von der staatlichen Beschäftigungsagentur registrierten freien Stellen zufolge sind zum Ende des ersten Quartals 2022 die meisten Arbeitslosen hauptsächlich in den einfachen Berufen zu finden, während qualifizierte Arbeitnehmer und Fachleute dagegen sehr gefragt sind. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen nach Präferenzberufen übersteigt die Nachfrage - die Zahl der gemeldeten offenen Stellen - bei weitem in der Gruppe der gering qualifizierten Berufe: Hilfsarbeiter, Reinigungskräfte, Hausmeister; in der Gruppe der mittelqualifizierten Berufe: Kraftfahrer, Beamte, Einzelhandelskaufleute, Verkäufer; in der Gruppe der hochqualifizierten Berufe: Bürokaufleute, Angestellte, Hilfsbuchhalter, Projektleiter und Verkäufer.
Ein Arbeitskräfteüberschuss wird unter Personen mit einer allgemeinen mittleren Bildung und einem Hauptschulabschluss erwartet. Der zu erwartende Arbeitskräfteüberschuss in diesen Berufsgruppen ist überwiegend auf die gesunkene Nachfrage nach entsprechend qualifizierten Arbeitskräften zurückzuführen. Immer mehr werden einfache Berufe und Handtätigkeiten durch verschiedene technologische Lösungen ersetzt. Es ist außerdem zu erwarten, dass das Angebot von Arbeitskräften mit einem Hauptschulabschluss oder einem geringeren Bildungsstand mittelfristig wachsen wird. Somit könnte es ca. für die Hälfte dieser Personen 2027 problematisch werden, eine geeignete Arbeitsstelle zu finden und sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.[1]
Links:
Staatliche Beschäftigungsagentur | |
Zentralamt für Statistik | |
Wirtschaftsministerium |
[1] Informationsbericht des Wirtschaftsministeriums der Republik Lettland zu den mittel- und langfristigen Arbeitsmarktperspektiven („Par darba tirgus vidēja un ilgtermiņa prognozēm“), 2020