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EURES (EURopean Employment Services)
Presseartikel25. September 2020Europäische Arbeitsbehörde, Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und IntegrationLesedauer: 5 Min

Die Zukunft der Arbeit: IKT-Fachkräfte

Die Qualifikationsprognose des Cedefop vermittelt durch die Vorhersage künftiger Beschäftigungstrends eine Vorstellung davon, wie die Arbeitswelt in 10 Jahren aussehen könnte. In unserer neuen Artikelreihe untersuchen wir die potenziellen Herausforderungen und Veränderungen, denen bestimmte Berufsgruppen im Zeitraum bis 2030 ausgesetzt sein werden.

The future of work: ICT professionals
EURES

Dieser Artikel ist der Berufsgruppe der IKT-Fachkräfte gewidmet, also Menschen, die Informationstechnologiesysteme, Hardware, Software und damit zusammenhängende Konzepte für konkrete Anwendungen erforschen, planen, konzipieren, entwickeln, testen, verbessern und Beratung zu diesen Themenfeldern bieten.

Wichtige Fakten

  • Im Jahr 2018 waren rund 3,5 Millionen Menschen als IKT-Fachkräfte beschäftigt.
  • Zwischen 2006 und 2018 stieg die Beschäftigung in dieser Berufsgruppe um etwas mehr als 29 %.
  • 71 % aller IKT-Fachkräfte hatten 2018 ein hohes Qualifikationsniveau.
  • 25 % hatten 2018 ein mittleres Qualifikationsniveau.
  • Die IKT ist eine Basistechnologie. Wirtschaftliche Veränderungen und Störungen können sich daher erheblich auf den künftigen Kompetenzbedarf in dieser Berufsgruppe auswirken.

Aufgaben und Kompetenzen

Die wichtigsten Aufgaben und Kompetenzen sind nachstehend in der Reihenfolge ihrer Gesamtbedeutung aufgeführt:

  • IKT-Anwendung
  • Selbständiges Arbeiten
  • Informationserhebung und -auswertung
  • Kreativität und Entschlossenheit
  • Lese- und Schreibkompetenz
  • Teamarbeit
  • Rechenkompetenz
  • Routine
  • Verkauf und Überzeugungskraft
  • Lehren, Ausbilden und Betreuen
  • Verwaltung und Koordination
  • Geschicklichkeit
  • Hilfsbereitschaft und Zugewandtheit
  • Nutzung von Maschinen
  • Stärke

Welche Trends zeichnen sich für die Zukunft ab?

  • Prognosen zufolge wird die Beschäftigung von IKT-Fachkräften zwischen 2018 und 2030 um 11 % und die Zahl der Stellen um 395 000 zunehmen.
  • Berücksichtigt man die Personen, die im selben Zeitraum aus dem Beruf ausscheiden werden (geschätzte 1,2 Millionen), bedeutet dieser Zuwachs, dass zwischen 2018 und 2030 1,6 Millionen IKT-Stellen besetzt werden müssen.
  • Die Zahl der IKT-Fachkräfte mit mittlerem Qualifikationsniveau wird im Jahr 2030 nahezu unverändert bei 23 % liegen.
  • Dagegen wird die Zahl der IKT-Fachkräfte mit hohem Qualifikationsniveau im Jahr 2030 voraussichtlich auf 74 % ansteigen.

Welche Triebkräfte werden sich auf die Kompetenzen dieser Berufsgruppe auswirken?

  • Entwicklungen in den Bereichen Technologie und Wertschöpfungsketten: Die Bedeutung der IKT für immer mehr Wirtschaftstätigkeiten hat die Entwicklung zahlloser Softwareanwendungen bewirkt – ein Trend, der auch weiter anhält. Die Entwicklungen in den Bereichen Technologie und Wertschöpfungsketten dürften dazu führen, dass eine Verlagerung von IKT-Fachkenntnissen hin zu branchenspezifischem Wissen und sozialen Kompetenzen, etwa Management und Planung, stattfinden wird.
  • Fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft: Die Digitalisierung wird die Nachfrage nach Personen mit fundierten Branchenkenntnissen erhöhen, die in der Lage sind, effiziente, kundenspezifische IKT-Lösungen für unterschiedliche Unternehmen und Organisationen zu entwickeln.
  • Zunehmende Auslagerung von IKT-Fachkenntnissen in preisgünstigere Märkte außerhalb der EU: EU-Fachkräfte werden im Zusammenhang mit IKT in einer Vielzahl von Branchen Kompetenz beweisen müssen, etwa im Lieferkettenmanagement.
  • Immer leistungsfähigere Computer: Diese Tatsache wird dazu führen, dass zunehmend mehr und auch vielfältigere Daten generiert werden. Der Trend zu Big Data dürfte die Nachfrage nach fundierten Fähigkeiten in den Bereichen Datenanalyse sowie Datenskalierung und -verwaltung für Unternehmenszwecke erhöhen. Im Zuge dessen werden voraussichtlich neue Berufsfelder entstehen (z. B. als Datenwissenschaftler, Datenmanager oder leitender Datenbeauftragter).
  • Verlagerung hin zum Cloud-Computing: Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend sowohl auf Unternehmens- als auch auf Kundenseite beschleunigen wird, wodurch die Nachfrage nach Technikkenntnissen durch die Nutzer sinken wird, da die Dienste zu Cloud-Anbietern ausgelagert werden. Unternehmen werden daher Kompetenzen in den Bereichen Serviceintegration, Servicemanagement, Cloud-Konzeption und -Management sowie Aufbau und Optimierung von Cloud-Datenzentren benötigen.
  • Automatisierung: Mit den steigenden Investitionen von Forschung und Industrie in die Automatisierung und in Smart-Home-Hubs wird die Nachfrage nach Software- und Hardwarefachkenntnissen bei gleichzeitig ausgeprägtem Zahlenverständnis und Domänenwissen zunehmen. Fachkräfte mit derartigen Kenntnissen werden für etablierte Unternehmen und Organisationen, die ihren Markt konsolidieren möchten, genauso wertvoll sein wie für Startups, die am Status quo rütteln wollen.
  • Ausweitung des Internets der Dinge (Internet of Things, kurz IoT): Im Zuge dessen wird sich die Nachfrage nach Fähigkeiten und Berufen erhöhen, die mit Systemarchitektur und -design, Fachwissen und Kompetenz im Umgang mit diversifizierten Systemen sowie dem Erfassen von Standardisierung und Interoperabilität zwischen gekoppelten (und zu koppelnden) Systemen in Verbindung stehen. Auch Fachwissen über IoT-Netzwerke und die Fähigkeit, die verschiedenen Netzwerkkonfigurationen zu verwalten, die sie ausmachen, werden zunehmend gefragt sein.
  • Vernetzung durch „intelligente Systeme“: Da die verschiedenen Bestandteile von IKT-Infrastrukturen aufgrund der Zunahme „intelligenter Systeme“ immer stärker vernetzt werden, nimmt die Bedrohung durch Cyberkriminalität und Cyberterrorismus zu. Als Reaktion darauf dürfte die Nachfrage nach Kompetenzen in den Bereichen Datenwissenschaft und Analytics, gepaart mit unternehmerischem Scharfsinn, steigen. Der Bedarf an Fachwissen über Cybersicherheit bei Software- und Hardwaresystemen wird sich erhöhen, wobei die gesuchten Fachkräfte voraussichtlich hochqualifiziert sein müssen, um den Anforderungen der vernetzten „intelligenten“ Infrastruktursysteme der Zukunft gerecht zu werden.

Wie kann dieser Kompetenzbedarf gedeckt werden?

IKT-Fachkräfte haben häufig kein Informatikstudium absolviert. Die Erweiterung von Lehrplänen um die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sowie andere IKT-relevante Kenntnisse in einer Vielzahl von Spezialgebieten kann Menschen bei ihrem Wechsel in die IKT-Arbeitswelt helfen, unabhängig von ihrem Bildungshintergrund. Es gibt eine Reihe von Fachzertifikaten, die IKT-Fachkräfte bei privaten Anbietern oder wissenschaftlichen Instituten erwerben können, um ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf ihrem jeweiligen Gebiet auf dem neuesten Stand zu halten. Eine Untersuchung zur Qualität digitaler Kompetenzen hat gezeigt, dass IKT-Fachkräfte mit unterschiedlichsten Bildungshintergründen heute nicht mehr ohne Zertifizierung auskommen – rund die Hälfte von ihnen gab an, mindestens ein Zertifikat zu besitzen.

Die zunehmende Bedeutung branchenspezifischer Fachkenntnisse stellt eine Herausforderung dar, da eine fachübergreifende Qualifizierung (d. h. der Wissenserwerb in einer bestimmten Branche oder in mehreren Branchen) auch Bestandteil der Fortbildung am Arbeitsplatz sein müsste. Um die Mobilität von IKT-Fachkräften zwischen verschiedenen Wirtschaftszweigen und/oder EU-Ländern zu fördern, hat die Europäische Kommission einen gemeinsamen europäischen Rahmen für IKT-Fach- und -Führungskräfte in allen Branchen entwickelt.

Falls Sie mehr über die Qualifikationsprognose und die Zukunft der Arbeitsplätze in Europa wissen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Übersichtsartikel sowie unsere Beiträge zu Rechts-, Sozial- und Kulturberufen sowie zu Führungskräften im Gastgewerbe und im Einzelhandel.

 

Weitere Informationen:

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Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
25. September 2020
Autoren
Europäische Arbeitsbehörde | Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration
Themen
  • Externe EURES-Nachrichten
  • Arbeitsmarktnachrichten/Mobilitätsnachrichten
  • Nachrichten/Berichte/Statistiken
  • Rekrutierungstrends
Sektor
  • Accomodation and food service activities
  • Activities of extraterritorial organisations and bodies
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  • Agriculture, forestry and fishing
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Haftungsausschluss

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